(Eine Co-Produktion der 9.,10. und 11. Klasse der Waldorfschule Weilheim unter der Leitung ihrer Musik- und Theaterlehrkräfte)
In mehreren Bussen fuhren die Klassen 1-8 und 12 am Mittwoch vergangener Woche zur Landvolkshochschule nach Steingaden/Wies. Die Klassen 1-4 wohnten der ersten, die anderen Klassen der 2. Aufführung des ,Dschungelbuches’ bei, am Abend gab es noch eine Aufführung für die Eltern und Freunde der Schule.
Eine in grünes Dämmerlicht getauchte Dschungel-Atmosphäre empfing die Kinder und ihre Lehrkräfte von Anfang an und beruhigte alle Aufgeregten. Ein imposantes Orchester mit Harfe, Trompeten, Posaunen, Geigen, Celli und Klavier besetzte schon, verteilt auf drei Stufen gut 1/3 der linken Bühnenseite. Der Chor stand ganz oben, hinter den Instrumentalisten vor der herrlich in allen Grüntönen bemalten Dschungelkulisse. Die im Vergleich zu ihrem jüngeren Publikum ‚großen‘ Schüler des gesamten musikalischen Aufbaus blickten konzentriert und ernst, ja geradezu professionell auf ihr Publikum herab und enthielten sich jeglicher Privatgespräche, was den ‚Kleinen‘ schon durch den Anblick dieser geballten Jugendlichkeit stark zu imponieren schien, denn sie huschten schnell auf die ihnen zugewiesenen Plätze und harrten stumm der Dinge, die sich gleich auf dieser Zauberbühne ereignen sollten.
Der schwarze Panther Baghira, verkörpert durch Karina aus der 11. Klasse, eröffnete die Darstellung, indem er(sie) mit hervorragend artikulierter, feiner Stimme erklärte, wie das Menschenkind ‚Mogli‘ im Dschungel von Wölfen aufgezogen wurde und inzwischen als 10jähriger Junge stark und schön herangewachsen sei, so dass man ihn nun seiner menschlichen Gemeinschaft zuzuführen gedenke.
Nun waren bereits alle Kinder neugierig, verfolgten gebannt Moglis Erscheinen, seine deutliche Weigerung den Dschungel zu verlassen, sein mutiges Entgegentreten jeglichem wildem Tier und seiner auffallenden Bewegungsfreude. Mogli, dargestellt durch Magdalena aus der 9. Klasse, verstand es hervorragend, Schönheit und Unbefangenheit eines in der Natur aufgewachsenen Menschen zu verkörpern und alle Tiere mit überwältigendem Witz und Mut zu verzaubern. Sogar den wilden Tiger Shir-Khan nannte er frech ein ‚Streifenhörnchen‘, mit den imposanten Elefanten marschierte er einfach im Takt mit. Diese Elefantenherde begeisterte alle Kinder gleichermaßen! Ihr Einzug auf die Bühne wurde von einem so schwungvoll wie rhythmisch perfekt aufspielenden Orchester begleitet und veranlasste alsbald das Publikum zum Mitklatschen des Taktes einschließlich dynamischer Temposteigerungen. Waren die Gespräche zwischen Mogli und Baghira sowie seine Lehrstunden durch Balu den Bären nachdenkenswerte, eher feine Dialoge gewesen, so brach die Begeisterung beim Einmarsch der Elefanten offen hervor und alle Kinder trampelten quasi im Takt mit.
Immer wieder wechselten sich witzige, aber auch ernste oder gar bedrohliche Dialoge (z.B. als die Schlange Kaa den Mogli hypnotisierte) mit tobenden, sehr lauten und durch Mikrophone noch verstärkten Gruppentänzen der Affen, Geier, Elefanten ab, wobei die Jungsgruppen der 3 Klassenstufen in herzerfrischender, unbekümmerter Bewegungsfreude ihre sportlichen Talente unter Beweis stellten und ihren eigenen Spaß am Herumspringen grenzenlos auf das junge Publikum übertrugen, wobei sie durch das Orchester kräftig unterstützt wurden. Dazwischen begeisterten feine Sopranklänge der Mädchen und eine a-capella vorgetragene, mehrstimmige Gesangseinlage der ‚Geier‘ (oder waren es doch die Affen??) jedenfalls einer noch kurz zuvor und auch kurz danach wieder auf der Bühne herumtollender Herde wilder Tiere die Zuschauer. Herzlichst und väterlich umhüllte der Bär Balu, gekonnt dargestellt durch Charlotte aus der 9.Klasse, seinen Schützling und Freund Mogli, den er doch so gerne im Dschungel behalten hätte. Aber der weitsichtige, vernünftige Baghira drängte konsequent zur Eingliederung Moglis in die Menschenwelt – doch Mogli wollte nicht! Er betonte eindrucksvoll, in den Dschungel zu gehören, was die Kinder im Publikum auch zutiefst überzeugte. Doch dann geschah etwas, wodurch alle Überzeugungsversuche seiner Freunde überflüssig wurden: Mogli erblickte plötzlich eine edle Wasserträgerin, gespielt von Charlotte aus Klasse 10, die – ohne Mikrophon!! – mit heller, überirdisch schöner Stimme und doch ganz bescheiden und ohne Pathos, ohne jegliche Sentimentalität sozusagen ihr Tun gesanglich begleitete und das gesamte Publikum verzauberte. Der Bär wollte den wie entrückten Mogli, der dieser Gestalt traumwandlerisch zustrebte noch zurückhalten, doch Baghira hielt Balu vorsichtig zurück, denn der Abschied musste sein – das wusste er.
Als die zauberhafte Wasserträgerin ihren Krug an der Quelle stehen ließ und ruhig schreitend den Rückweg ins Dorf antrat, richtete sich Mogli plötzlich auf, mit verklärtem Gesichtsausdruck nahm er den Krug auf den Kopf und eilte anmutigen Schrittes dem Mädchen hinterher. Balu weinte in die Arme des Panthers, doch das Stück endete nun mit dem Auftreten aller Schauspieler, wobei das schöne Lied: „Probiers mal mit Gemütlichkeit“ von allen tanzend, vom Publikum klatschend, vom Orchester volltönend dargeboten wurde.
– Schluss – man erwachte aus einem Traum wie immer nach einem fesselnden , gelungenen Theatererlebnis.
Die herrlichen Kostüme waren in nächtelanger Arbeit von drei Zehntklässlerinnen in ihrer Freizeit entworfen und genäht worden, wofür Anna, Leni und Freya das höchste Lob gebührt!
Klassenübergreifend hat (außer Klasse 12) unsere gesamte Oberstufe diese Gemeinschaftsleistung auf die Bühne gebracht, die weder die Darsteller noch das Publikum jemals vergessen werden. Ein Geschenk war das für uns Zuschauer – herzlichen Dank dafür! Auch und insbesondere an Hanni Selbherr, Dagmar Waidelich und den Vollblutmusiker, Diego Quintero, aus Südamerika!
Claudia von der Decken